Kiezgespräche zu Handel und Konsum harter Drogen um den U-Bahnhof Yorckstraße auch 2019

Im April 2017 fand das erste Kiezgespräch zum Thema „Drogenhandel und –konsum im Kulmer Kiez“ statt. Denn schon 2016 war die Lage immer schlimmer geworden. Anwohner/innen, Akteure und Gewerbetreibende rund um den U-Bahnhof Yorckstraße wurden wiederholt eingeladen, um sich zu dem Thema auszutauschen und um gemeinsam mit Profis Lösungen zu finden. Damit hat das QM Schöneberger Norden sein erfolgreiches Gesprächsformat wieder aufgenommen. Am 19.03.2019 findet das 8. Kiezgespräch statt.

Graffitiaktion gegen Drogen im Kiez 2017

Bei der Neueröffnung des Katzlerplatzes im Jahr 2002

Projekt mit Bewohner/innen: "Grüne Tore" 2012

Winterkiezfest der Nachbarschaft auf dem Katzlerplatz 2017

Präsentation 2018 im QM-Büro: So könnten die Spritzenabwurfbehälter aussehen.

2016 war die Situation kaum noch zu ertragen

Seit 2016 belastete der zunehmende Handel und Konsum von harten Drogen die Nachbarschaft rund um den U-Bahnhof Yorckstraße - und er breitete sich immer weiter im Schöneberger Norden aus. Dies hatte zu einer starken Verunsicherung der zunehmend unzufriedenen Anwohner/innen geführt, die auch mit Angst und Wut auf diese Entwicklung reagierten.

Deshalb hat das Quartiersmanagement Schöneberger Norden gemeinsam mit dem Treff 62 im April 2017 zum ersten Kiezgespräch in die Katzlerstraße 6 eingeladen. 2017 haben QM und Treff 62 zu vier und 2018 zu drei Kiezgesprächen eingeladen.

Für die Bewohner/innen und Akteure im Gebiet war von Anfang an klar, dass sie ihre Straßen und die öffentlichen Räume nicht aufgeben werden. Sie wollen sich aktiv, kreativ und friedlich gegen Drogen und Gewalt in ihrer Nachbarschaft wenden. Hier leben alle gerne und dies soll auch so bleiben.

Mit den Kiezgesprächen kam 2017 Bewegung in die Sache

Mit Hilfe der Kiezgespräche wurde Anfang 2017 das Gespräch mit den Bewohner/innen aufgenommen. Zunächst ging es darum, der Unzufriedenheit der betroffenen Anwohner/innen ein Ventil zu geben und die Aufmerksamkeit der Profis für die brisante Situation zu gewinnen. Dafür wurden alle an einen Tisch geladen.

In die offenen Gesprächrunden mit Bewohner/innen wurden von Anfang an Akteure einbezogen. Bisher waren beteiligt:
- Bezirksamt Tempelhof-Schöneberges (Stadtentwicklung, Jugendamt, Gesundheitsamt, Ordnungsamt)
- Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzber (Gesundheitsamt)
- Polizei (Bundespolizei, Berliner Polizei: Abschnitte 41, 42, 52, Präventionsteams)
- BVG und DB (Management, Sicherheitsdienst)
- Träger (outreach, Notdienst, Fixpunkt, Die kulturellen Erben, Jugendkunstpaten)
- Gewerbetreibende (Bio-Company, Hellweg-Baumarkt, REWE)
- Quartiersrat Schöneberger Norden
- Gewobag

Auf diese Weise wurden Aufklärung, Vernetzung und ein gemeinsames Nachdenken möglich, ohne die Situation zu skandalisieren. Die Probleme wurden im Kiez offen diskutiert, es wurden gemeinsam Lösungen gesucht und es wurde aktiv gehandelt. Dies war die erste Voraussetzung dafür, durch verstärktes Handeln positive Veränderungen herbeizuführen. 

Mittlerweile wurde einiges umgesetzt, an weiteren Lösungen wird gearbeitet

Seitdem ging es in kleinen Schritten voran. Die Liste der durchgeführten Aktionen und geplanten Maßnahmen ist mittlerweile ziemlich lang. Hier das Wichtigste:

  • Im Mai 2017 erarbeiteten Anwohner/innen einen Informationsflyer "Drogenhandel im Kiez - an wen kann ich mich wenden" für die Nachbarschaft (z.B. erhältlich beim Quartiersmanagement und im Treff 62).

  • Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg konnte im Dezember 2017 gemeinsam mit dem Träger outreach gGmbH ein Präventionsteam von 3 Straßensozialarbeiter/innen zum Einsatz bringen. Das Team beobachtet seitdem die Situation, ist für die Menschen ansprechbar und in den Netzwerken aktiv und unterstützt und initiiert Aktivitäten vor Ort. Hier muss jedoch immer wieder die Weiterfinanzierung gesichert werden.

  • Am 12. Dezember 2017 fand eine öffentliche Kehrenbürgeraktion in Kooperation mit der BSR auf dem Platz Katzler- / Ecke Yorckstraße statt.

  • Am 16. Dezember 2017 fand das gemeinsame Winterkiezfest als „Kiez-Aktion gegen Gewalt und Drogen“ statt. Ziel war die öffentlich sichtbare Rückeroberung des Platzes an der Ecke Katzler- / Yorckstraß durch die Anwohner/innen und der friedliche, kreative und bunte Protest gegen dessen Verwahrlosung.

  • Die Berliner Polizei hat ihre Aktivitäten im und um den U-Bahnhof Yorckstraße deutlich intensiviert.

  • Die Sicherheitsdienste der BVG und der DB verstärkten ihre Einsätze.

  • Die Werkstatt des notdienstes weitete ihre Einsätze zum Einsammeln von Spritzen an hochbelasteten Orten im Quartier deutlich aus.

  • Die Suchthilfekoordinatorin des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg arbeitet im Netzwerk an einem Konzept zur Aufstellung von Spritzenabwurfbehältern in dem belasteten Bereich.

  • Die Suchthilfekoordinatorin sondiert zusätzliche Möglichkeiten, damit mit den Drogenabhängigen vor Ort präventiv gearbeitet werden kann. Und sie bezieht ihre Kollegin aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in die Bemühungen im Schöneberger Norden mit ein.

  • Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg beteiligt sich gemeinsam mit Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte an einem bezirksübergreifenden Soziale-Stadt-Projekt mit dem Titel "NUDRA - Überbezirklicher Aufbau eines Netzwerkes zum Umgang mit Drogen- und Alkoholkonsum und den Begleiterscheinungen im öffentlichen Raum für einen sozialen guten Zusammenhalt". Das Soziale-Stadt-Gebiet Schöneberger Norden ist Bestandteil dieses Projekt.

  • Derzeit wird die bauliche Umgestaltung des Platzes an der  Ecke Katzler-/ Yorkstraße vorbereitet. Sie wird aus Mitteln des Programms Soziale Stadt finanziert.

  • Die BVG will den U-Bahnhof Yorckstraße im Jahre 2019 sanieren.

  • Die Verschönerungsarbeiten des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg auf dem Platz an der  Ecke Katzler-/ Yorkstraße beginnen 2019 (finanziert aus dem Programm Soziale Stadt).

  • Am 29.01.2019 fand eine Infoveranstaltung des Bezirksamtes Tempelhof Schöneberg für Anwohner/innen zum Thema "Maßnahmen zur Verringerung der Drogenproblematik in Ihrer Umgebung" statt. Dabei ging es auch um das Aufstellen von Spritzenabwurfbehältern und den Einsatz eines Drogenkonsummobils in Tempelhof-Schöneberg. Das Drogenkonsummobil wird jetzt jedoch außerhalb des Schöneberger Nordens an der Apostel-Paulus-Kirche im Akazienkiez eingesetzt. Hier engagieren sich Eltern seit 2018 gegen Drogen und für einen schönen Akazienkiez.

 

Die Herausforderung bleibt bestehen

Mittlerweile sind viele positive Ansätze gefunden worden. Sie haben bis jetzt jedoch noch nicht zu einer grundlegenden Verbesserung der Situation geführt. Die Szene ist immer noch präsent, im Umfeld, in Häusern, in der U-Bahn. Und der U-Bahnhof Yorckstraße ist noch nicht saniert. Deshalb wollen Alle weiter dran bleiben, die Bewohner/innen und die Profis.Und so gibt es auch 2019 wieder ein Kiezgespräch.

Nächster Termin: 19.03.2019 im Treff 62, Katzlerstraße 6

 

text: Peter Pulm, fotos: QM